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Weisheiten


Es war einmal eine alte chinesische Frau, die zwei grosse Schüsseln hatte, die von den Enden einer Stange hingen und die sie über ihren Schultern trug. Eine der Schüsseln hatte einen Sprung, während die andere makellos war und stets eine volle Portion Wasser fasste.
Am Ende der Wanderung vom Fluss zum Haus der alten Frau war die andere jedoch immer nur noch halb voll. Zwei Jahre lang geschah dies täglich. Die alte Frau brachte immer anderthalb Schüsseln Wasser mit nach Hause. Die makellose war natürlich sehr stolz auf ihre Leistung, aber die arme Schüssel mit dem Sprung schämte sich wegen ihres Makels und war betrübt, dass sie nur die Hälfte dessen verrichten konnte, wofür sie gemacht war.
Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vorkamen, sagte die Schüssel zu der alten Frau: "Ich schäme mich so wegen meines Sprungs, aus dem den ganzen Weg zu deinem Haus immer Wasser läuft." Die alte Frau lächelte. "Ist dir aufgefallen, dass auf deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf der Seite der anderen Schüssel nicht? Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, weil ich mir deines Fehlers bewusst war. Nun giesst du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. Zwei Jahre lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken und den Tisch damit schmücken. Wenn du nicht genauso wärst, wie du bist, würde diese Schönheit nicht existieren und unser Haus beehren".


Ein Indianer und ein Weisser gehen durch eine Stadt. Ringsherum rauscht der Grossstadtverkehr. Plötzlich hält der Indianer den Weissen an: "Hörst du, da zirpt eine Grille." Der Weisse: "Hier gibt's keine Grillen. Alles, was ich höre, sind Autos, LKWs, Motorräder." Während die beiden weitergehen, lässt der Indianer unauffällig eine Cent-Münze fallen. Sie rollt ein kleines Stück auf dem Asphalt und bleibt liegen. Zwei, drei der vorüber hastenden Menschen hören: Da ist ein Geldstück gefallen, bleiben stehen und beginnen zu suchen. Einer nimmt die Münze auf, steckt sie ein. Indianer und weisser Mann beobachten dies und gehen weiter. Nach wenigen Schritten schiebt der Indianer einige Pflanzenblätter vor einer Hausmauer beiseite und - da sitzt die Grille. Der Weisse: "Kein Wunder, ihr Indianer hört eben besser."
Der Indianer: "Die Münze, die gerade gefallen ist, war viel leiser als die Grille. Ihr Weissen hört auf das Geld, ich höre auf die Grille."


Ein alter Indianer sass mit seinem Enkelsohn am Lagerfeuer. Es war schon dunkel geworden und das Feuer knackte, während die Flammen in den Himmel züngelten.
Nach einer Weile des Schweigens sagte der Alte: "Weisst du, wie ich mich manchmal fühle? Es ist, als ob da zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere hingegen ist liebevoll, sanft und mitfühlend."
"Welcher der beiden wird den Kampf um dein Herz gewinnen?" fragte der Junge.
"Der Wolf, den ich füttere", antwortete der Alte.